Projekt Hühnerhof – Folge 2/2 – Dirk Steffens und die Macht der Verbraucher – ZDFzeit

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Dirk Steffens geht unter die Hühnermäster

In Folge 2 wird eine Frage immer wichtiger: Liegt es nicht in der Macht der Verbraucher, zu beeinflussen, wie Tiere gehalten werden? Ja, wie das Beispiel der Käfigeier zeigt, die aus den Supermärkten verschwunden sind. Wären wir bereit, für artgerecht gemästete Hühner mehr Geld auszugeben? Dirk Steffens will die Probe aufs Exempel machen. Schafft er es, die Einwohner einer niedersächsischen Kleinstadt zu überzeugen, weniger Fleisch zu essen und dafür seinen artgerecht gehaltenen, teureren Hühnern den Vorzug vor konventionellen Billighühnchen zu geben?

Zurück zu glücklichen Hühnern?

Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) will den Tierschutz in Deutschland nachhaltig verbessern. Vor allem Nutztiere sollen künftig wieder artgerechter gehalten werden. Doch Verbraucher- und Tierschützern gehen die Pläne des Ministers nicht weit genug. Sie fordern konkrete gesetzliche Verpflichtungen.

Wer heutzutage an Nutztierhaltung denkt, verbindet das immer seltener mit Bildern von glücklichen Kühen auf saftig grünen Weiden. Stattdessen denkt man an Hühner, die in Legebatterien zusammengepfercht sind oder an Schweine, die in Ställen auf engstem Raum gehalten werden. Gekürzte Schweineschwänze und Hühnerschnäbel sind genauso an der Tagesordnung wie das reihenweise Töten männlicher Küken, deren Aufzucht für die Produktion nicht rentabel ist.

Agrarminister stellt Initiative vor

Die Hochleistungszucht in vielen Betrieben macht die Tiere zudem krank. Hühner legen heute bis zu 300 Eier im Jahr, eine Kuh gibt zum Teil zehnmal mehr Milch, als sie zur Aufzucht eines Kalbs bräuchte. Von artgerechter Haltung kann da schon lange keine Rede mehr sein. Die Tiere befinden sich nicht mehr auf Bauernhöfen, sondern in Mastanlagen oder Tierfabriken. Und je größer die Ställe sind, desto schwieriger sind sie zu kontrollieren.

Diese fatale Entwicklung will Agrarminister Christian Schmidt (CSU) nun stoppen. „Ich setze auf Freiwilligkeit, scheue aber nicht davor zurück, gesetzgeberisch zu handeln, wo notwendig“, kündigte der CSU-Politiker heute bei der Vorstellung einer Tierschutz-Initiative in Berlin an. Mit der Initiative will er in erster Linie die Haltungsbedingungen für Nutztiere verbessern.

„Kompetenzkreis Tierwohl“

Um das Wohl der Tiere weitreichend verbessern zu können, muss man jedoch alle Akteure an einen Tisch bekommen. Das soll mit dem „Kompetenzkreis Tierwohl“ gelingen, dem neben Verbraucher- und Tierschützern auch Vertreter von Kirchen, Wissenschaft sowie Akteure der gesamten Lebensmittelkette, vom Erzeuger bis zum Händler, angehören sollen. Dieser Kreis, der vorwiegend beraten soll, kommt am 6. Oktober zu seiner ersten Sitzung zusammen.

Beim Deutschen Tierschutzbund, dessen Präsident Thomas Schröder dem Kompetenzkreis ebenfalls angehören wird, begrüßt man die Initiative des Ministers als „einen Schritt in die richtige Richtung“. Gleichwohl müsse aber auch klar sein, dass es höherer gesetzlicher Standards bedürfe und zwar so schnell wie möglich.

NABU: Zaghafter Einstieg

„Es ist ein zaghafter Einstieg“, sagt auch NABU-Agrarexperte Florian Schöne zu heute.de, aber „jeder Ansatz hilft“. Er beobachte, dass der Druck auf die Branche so groß sei, dass sie sich bewegen müsse. Innerhalb der Bauernschaft sei man sich einig, so Schöne, dass man die Akzeptanz bei der Tierhaltung wieder zurückgewinnen wolle.

Luise Molling von der Organisation Foodwatch beurteilt die Pläne des Ministers kritisch. Wichtig sei, dass Kontrolleure in jedem Betrieb genau prüfen, ob es den Tieren gut geht und ob sie auch gesund sind. Sie forderte zudem klare Zielvorgaben für den Gesundheitszustand der Nutztiere. Krankheiten müssten zur Ausnahme werden und dürften nicht mehr – wie derzeit – die Regel sein.

BUND fordert Kennzeichnungspflicht

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) nennt die Initiative des Ministers eine „Nebelkerze“. Sie ändere nichts in den Lebensmittel-Regalen, sagte Agrarexpertin Reinhild Benning heute.de. Sie fordert eine gesetzliche Kennzeichnungspflicht, damit die Verbraucher der Verpackung entnehmen können, wie das Tier gehalten wurde.

Für Eier wurde diese Kennzeichnungspflicht bereits 2004 eingeführt. Seitdem entschieden sich Verbraucher mehrheitlich für Eier aus tiergerechter Haltung, so die Agrarexpertin. „Das beweise, dass sich Verbraucher bei klarer Kennzeichnung für den Tierschutz entscheiden.“

Tierschutz nicht billig zu haben

Über eines dürfe man sich jedoch keine Illusion machen, „Tierschutz zu Billigpreisen ist ein Irrglaube“, sagt Benning. Um ein Mindestmaß an Tierwohl zu erreichen, müsse der Preis mindestens 30 Prozent über dem jetzigen liegen.

Christian Rachs Hühnchen-Rezepte aus Folge 2 von „Projekt Hühnerhof“:
http://www.zdf.de/ZDF/zdfportal/blob/35310810/4/data.pdf

Kategorie: Umwelt

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