Pizza im Palazzo – Mit deutschen Touristen in Venedig

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„Helga Schlichter ist mit einer Reisegruppe in Venedig. Drei Tage Kunst und Geschichte. Drei Tage lang Dogenpalast und Casanova, Tizian und Tintoretto, Pizza und Palazzi. „“Ich bin schon sehr überwältigt““, sagt die Mannheimerin, „“es kommt mir alles wie eine Zauberwelt vor. Wie eine riesengroße Theaterkulisse.““
Doch genau das ist Venedigs Problem. Drei Viertel aller Geschäfte verkaufen nur noch Masken und Glasperlen, Wohnungen werden zu Pensionen, statt Gemüse wird Gucci verkauft. Die Einwohner werden zu Statisten in ihrer eigenen Stadt, und schon viele sind vor der Flut der Touristen aufs Festland geflüchtet.

Beppe, der Münchner, aber schwärmt unbeirrt von seiner italienischen Wahlheimat. „“Venedig ist Wasser. Wasser hat einfach was. Ein bisschen Urlaub im Alltag, das ist Venedig.““ Seit sechs Jahren lebt er jetzt hier, und allenfalls das Weißbier in seiner Hand verrät noch seine bayrischen Wurzeln.
Vom Hendlbrater auf der Wiesn zum Küchenchef in einem 5-Sterne-Palazzo am Canal Grande. Einst lebte dort der Adelsclan der Sagredos, Galileo Galilei ging ein und aus. Heute bereitet Beppe hier Kartoffelterrine mit Schmand-Schaum und Beluga-Kaviar zu, die Vorspeise für 98 Euro. „“Ich lebe einen Traum““, sagt er. „“Ich lebe da, wo andere Urlaub machen.““

Nur eine halbe Stunde mit dem Vaporetto, dem Linienboot, vom Markusplatz entfernt liegt Union Lido, einer der größten Campingplätze Italiens. Viele kommen Jahr für Jahr wieder, und längst ist hier ein kleines Fleckchen Deutschland gewachsen. Doch im Sommer, wenn die Massen kommen, meiden die erfahrenen Camper die Stadt. „“Wir haben hier draußen alles, was wir brauchen““, sagt einer. „“Warum soll ich mich am Canal Grande tot treten lassen?““
Bei Beppe, dem bayrischen Wahlvenezianer, stehen große Veränderungen ins Haus. Seine Hochzeit mit Silvia steht bevor. Die ist Italienerin, aber keine Venezianerin, und das schafft Probleme. „“Wir können hier nicht billig im Haus eines Opas wohnen wie unsere Freunde““, bekennt sie, „“wir zahlen eine horrende Miete.“““

Kategorie: National

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