Wetter extrem – Weinanbau statt Heringsfang (3/3) | DIE REPORTAGE | NDR Doku

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Es ist nicht mehr zu übersehen: Der Norden verändert sich mit dem Klima. Wie gehen die Menschen in Mecklenburg-Vorpommern mit der Klimakrise um? Das will Philipp Abresch auf der letzten Etappe seiner Reise für „Wetter extrem“ herausfinden.

Dies ist die dritte Folge der „Wetter extrem“-Klimaserie.
Folge eins findet ihr hier: https://youtu.be/zmhw_JJt5QE
Und Folge zwei hier https://youtu.be/2QWdfoPAtHg

Der Hering gehört zu Usedom wie die Ostsee und der Strand. Ohne Hering kein Rollmops, kein Matjes, kein Bückling. Auf dem Heringsfest in Koserow wird das „Silber des Meeres“ Jahr für Jahr gefeiert und Hering, das einstige Arme-Leute-Essen, in den unterschiedlichsten Variationen zubereitet.

Doch die Angst geht um, dass man in naher Zukunft hier gar keine Heringe mehr fangen kann. Die Fangquoten für den Ostseehering wurden in den letzten Jahren drastisch gesenkt. In diesem Jahr wurde die Quote nochmals um 48 Prozent heruntergesetzt. Udo Wachholz ist einer der letzten Heringsfischer von Usedom: „Von meinen 120 Tonnen, die ich mal hatte, durfte ich dieses Jahr noch sechs Tonnen fischen. Das reicht gerade mal, um einen Monat Krankenversicherung zu bezahlen.“

Welche Rolle spielt die Erwärmung der Ostsee beim Rückgang des Heringsnachwuchses? Dieser Frage gehen Dr. Patrick Polte und sein Team vom Thünen-Institut Fachbereich für Ostseefischerei nach. Philipp Abresch begleitet sie auf einer Fahrt mit dem Forschungsschiff „Clupea“ durch den Greifswalder Bodden, der „Kinderstube des Herings“.

Die Wissenschaftler haben festgestellt, dass die Nachwuchsproduktion seit 2004 kontinuierlich zurückgeht, bis hin zu verschwindend geringen Zahlen in den vergangenen Jahren. Denn das Schlüpfen der Heringslarven ist temperaturgesteuert. Durch die Erwärmung der Ostsee schlüpfen die Larven immer früher im Jahr und finden dann noch keine Nahrung.

Neben der ansteigenden Wassertemperatur spielt auch die Überdüngung der Ostsee eine Rolle für den Rückgang der Heringsbestände. Eine auf maximalen Ertrag ausgerichtete Landwirtschaft verseucht nicht nur das Grundwasser, Meere und Flüsse. Sie heizt auch die Klimakrise weiter an. Viele der größten Tierfabriken Europas stehen in Mecklenburg-Vorpommern. So auch eine Megastallanlage in Alt Tellin, in der 10.000 Sauen und bis zu 35.000 Ferkel gehalten werden. Jeden Montag protestieren hier Anwohnerinnen und Anwohner gegen die Ferkelzuchtanlage und den Verkehr der Gülle- und Futterlaster.

Wie es auch anders geht, erfährt Philipp Abresch auf dem Biohof Gut Gallin. Mit Fruchtfolgen auf dem Acker und mechanischer Unkrautvernichtung wirtschaftet Jens Rasim umweltfreundlich. Seine 100 Schweine und 300 Rinder versorgt er ausschließlich mit selbst angebautem Futter. Zum Gut gehören eine Fleischerei mit hofeigenem Schlachthaus, ein Hofladen und eine Gaststätte.

Es gibt auch Profiteure des Klimawandels, wie zum Beispiel der Verein der Privatwinzer zu Rattey. Die Hitzerekorde von 2018 führten auf dem Gut Schloss Rattey zu Rekordernten. Die Polargrenze für Weinanbau hat sich seit Mitte des 20. Jahrhunderts von Kassel um 400 Kilometer nach Norden verschoben. Oenologe Stefan Schmidt, Leiter des Weinguts Schloss Rattey, träumt bereits von einer Weinstraße durch Mecklenburg-Vorpommern. Gemeinsam mit Philipp Abresch fährt er die ersten Stationen mit dem Fahrrad ab.

Zum Abschluss seiner Reise besucht Philipp Abresch eine Fridays-for-Future-Demo in Rostock. Die Jugendlichen wollen so lange auf die Straße gehen, bis die deutsche Bundesregierung ihre Forderungen nach aktiver Klimaschutzpolitik erfüllt. Sie befürchten, dass sie sonst keine Zukunft in Norddeutschland haben und auch nicht anderswo. Der Fünftklässler Thilo sieht es so: „Was nützen uns Arbeitsplätze, wenn wir keine bewohnbare Erde mehr haben? Die Politiker können es einfach nicht ertragen, dass Schüler wie wir recht haben!“

Mehr dazu: https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/die_reportage/Wetterextrem-Weinanbau-statt-Heringsfang,sendung942996.html

#ndr #doku #klimakrise

Kategorie: NDR

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