Traumatische Flucht: Wie Mona Jugendlichen hilft | WDR Doku

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Manchmal kann es der Biss in eine Chilischote sein, der Firdaws zurück ins Hier und Jetzt holt. Raus aus seinen Albträumen, zurück ins sichere Deutschland. Diesen Trick hat er von seiner Psychologin Mona. Firdaws ist einer ihrer „Jungs“, wie Mona sagt, einer von vielen Jugendlichen, die sie in der Ambulanz für alleinreisende junge Geflüchtete betreut.
Die 30-jährige Psychologin hat die Ambulanz in der Bielefelder Universität vor drei Jahren gegründet, als sie gemerkt hat, wie hilfsbedürftig besonders minderjährige Geflüchtete sind. Denn die schrecklichen Erlebnisse während der Vertreibung und Flucht haben tiefe Spuren bei diesen Jugendlichen hinterlassen. Bei Mona erfahren die traumatisierten jungen Menschen sprichwörtlich erste Hilfe für die Seele. Sie lernen Strategien, um mit Alpträumen und Flash Backs fertig zu werden. Um so die Zeit bis zu einer oft langwierigen Therapie durch andere Psychologen überbrücken zu können.

Mona bezeichnet ihre Schützlinge als Wunder. Weil sie Unfassbares erlitten haben und es trotz aller Hindernisse geschafft haben, sich allein durchzuschlagen und zu überleben. Für Mona ist es eine Frage der Menschlichkeit, dass diesen Jugendlichen geholfen werden muss. Und auch Integration ist nur möglich, wenn die Geflüchteten lernen, mit ihren Traumata umzugehen. Bei ihrer Arbeit geht Mona bis an ihre eigenen Grenzen. Es ist stets aufs Neue eine große Herausforderung für die Psychologin, mit den furchtbaren Erlebnissen, dem Horror der Flucht, von dem die Jugendlichen berichten, fertig zu werden.
Dass Monas Arbeit erfolgreich ist, zeigt der Werdegang von Firdaws und Mouctar aus Guinea. Auch dank der Unterstützung durch die Psychologin sind die beiden gut in ihrem neuen Leben in Deutschland angekommen, ganz ohne Angehörige. Der 18-jährige Firdaws war über zwei Jahre auf der Flucht. In Deutschland hat er schnell Deutsch gelernt, einen Schulabschluss geschafft und die Zwischenprüfung zum Europakaufmann erfolgreich abgelegt. Jetzt büffelt er für den Abschluss. Die Flucht des 16-jährigen Mouctar führte ihn von Guinea durch Mali und Marokko. In Deutschland hat er als Klassenbester die Schule abgeschlossen und macht nun eine Ausbildung im Einzelhandel. Immer noch hat Mona Kontakt mit den beiden.

Ihre Arbeit in der Flüchtlingsambulanz aber kann Mona nicht mehr fortsetzen. Die Finanzierung des auf drei Jahre angelegten Projekts ist ausgelaufen. Mona kämpft nun darum, eine dauerhafte psychologische Ambulanz einzurichten, damit die traumatisierten Jugendlichen nicht allein gelassen werden.

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Ein Film für Menschen hautnah von Gitti Müller

Dieser Film wurde im Jahr 2020 produziert. Alle Aussagen und Fakten entsprechen dem damaligen Stand und wurden seit dem nicht aktualisiert.

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Gewalt und Missbrauch: Was Frauen auf der Flucht erleiden müssen – https://youtu.be/ZuhTQ1Vtde0

Kategorie: WDR

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