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Sie sind Pioniere der Wissenschaft, Avantgardisten der Technik, Begründer des Fortschritts. Doch wie schon Galileo Galileis Dialog mit der Inquisition zeigte: Jede revolutionäre Entdeckung, jede wegbereitende Erfindung braucht ihre Zeit. Auch hinter dem Diesel-Motor stehen ein langer Forschungsweg, eine bewegte Biografie und ein Mysterium. Die „Terra-X“-Dokumentation „Das Diesel-Rätsel“, die ARTE in Erstausstrahlung exponiert, rekonstruiert und dramatisiert die krimireife Geschichte des Ingenieurs Rudolf Diesel, der sich in den Dienst der Menschheit stellen wollte und schließlich doch zum Instrument des Krieges und der Wirtschaft wurde.
Langsam zieht der erhabene Schiffsgigant seine Bahnen durch den Ozean – eine Metapher für Fortschritt, Globalisierung und Handel, die Regisseur Axel Engstfeld hier versinnbildlicht, und eine, die der Brillanz eines Mannes zuzuschreiben ist, der das kreierte, was heute in jedem schwimmenden Kollos pulsiert: der Diesel-Motor.
Dabei schwebte dem Philanthropen und Pazifisten Diesel etwas ganz anderes vor, als er sich und seine Gesundheit ganz der Verwirklichung eines Antriebssystems verschrieb, das die teure Dampfmaschine ersetzen und für jedermann erschwinglich sein sollte. Diesel träumte von einer antikapitalistischen Gesellschaftsordnung. Eine Utopie, die er in seinem Pamphlet „Solidarismus“ formulierte, das jedoch in einer von kriegerischer Aufrüstung geprägten Zeit, haltlos floppte.
Und auch Diesels Motor, der, ob der obsessiven Bindung des Schöpfers zu seiner Kreation, in Ingenieurskreisen bald als Diesels „Schwarze Geliebte“ bezeichnet wird, dient nicht, wie von Diesel erträumt, zum Wohle der Menschheit, sondern wird zur kriegswichtigen Technologie auf Schiffen und in U-Booten. Das ist nur ein tragischer Widerspruch im Leben des Rudolf Diesels, der zunächst als Scharlatan verlacht und später in das Fadenkreuz der Mächtigen geriet. Am 29. September 1913 wird der Ingenieur an Bord eines Fährschiffes das letzte Mal lebend gesehen. Mord oder Suizid?- Diese Frage kann auch Engstfelds dramatische Dokumentation nicht gänzlich beantworten.
Technisch und historisch gibt sich „Das Diesel-Rätsel“ jedoch höchst akkurat und zeigt Ursprung und Auswirkung einer Erfindung, die optimistisch zum „Rückgrat der Weltwirtschaft“ stilisiert wird. Dieses Pathos mag etwas pikieren. Doch die schauspielerisch und dramaturgisch aufgerüschte Geschichte hinter dem technischen Fachgeplänkel ist durchaus eine interessante, und eine spannende dazu. Ingenieurswesen und Sherlock Holmes harmonieren hier auf erstaunlich gute Weise.
Im Anschluss an diesen Wissenschaftskrimi zeigt ARTE eine weitere „Terra-X“-Produktion und wandelt ab 21.05 Uhr mit „Sieg der Dampfrakete“ auf den Gleisen der ersten Eisenbahn.
