Semmering – Über den Zauberberg – Der Hausberg der Wiener

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„Es gibt in Österreich kaum eine andere Gebirgslandschaft, die – noch dazu in der Nähe einer Großstadt – so viele alpine, touristische, künstlerische und wirtschaftliche Facetten bietet wie das alpine Dreieck des Semmerings und die ihn flankierenden Bergstöcke von Rax und Schneeberg, die letzten hohen und nicht ungefährlichen Berge im äußersten Osten des Alpenbogens. Für das Porträt dieser alpinen Landschaft hat man bekannte Namen und versierte Kenner von Semmering, Rax und Schneeberg aufgeboten: Thaddäus Podgorski, in den oberösterreichischen Kalkalpen aufgewachsen und in seiner Schulzeit Mitglied der Bergrettung Admont, präsentiert die Sendung. Otto Schenk, der als Wiener Großbürgerkind viele Sommer seiner Kindheit am Semmering verbrachte, und Dr. Trude Klecker, Österreichs erste Skiweltmeisterin (Aare 1954), die nicht aus Tirol oder Vorarlberg kam, sind die prominentesten Gäste Podgorskis.
Die Sendung zeigt die Entwicklung einer Gebirgslandschaft vom Mittelalter bis ins dritte Jahrtausend: Als „“rau und uneben Gebürg““ wurde der „“Cerewald““ – die älteste Bezeichnung des Semmering – im frühen Mittelalter bezeichnet. Erst der Bau eines Hospizes im Jahre 1160 machte ihn zu einem einigermaßen sicheren Alpenübergang. In den Jahrzehnten nach der Aufklärung, mit ihrem von Jean-Jacques Rousseau neu definierten Naturgefühl, wurden Semmering, Rax und Schneeberg zunächst zu einem Zufluchtsort vor immer stärker industrialisierten Stadtwelten.
Wenig später verwandelte das Zeitalter der industriellen Revolution den Semmering in ein Demonstrationsobjekt: die Semmeringbahn als weltbekanntes Meisterwerk der Ingenieurskunst des 19. Jahrhunderts! Allerdings wurde der Semmering während des nur sechs Jahre (1848-1854) dauernden Baus der Bahn als „“Todesberg““ bezeichnet. Mehr als tausend der rund 17.000 Bahnarbeiter aus allen Teilen der Monarchie starben in diesen Jahren – die wenigsten an Unfällen, die meisten an Seuchen, die in den primitiven Unterkünften der Bergknappen, Steinklopfer, Zimmerleute, Holz- und Fuhrknechte ausbrachen. Nach ihrer Fertigstellung schuf die Semmeringbahn binnen weniger Jahrzehnte aus der „“wilden Gebirgslandschaft““ eine Tourismus-, Schau-, Vergnügungs- und Erlebnislandschaft. „“Ist der Semmering ein Land mit Stadthäusern oder eine Stadt von Landhäusern?““, fragte sich ratlos Peter Rosegger beim Anblick der zahllosen Villen, Gasthöfe, Hotels und Hotelburgen – der Semmering als „“Aussichtsterrasse Wiens““! Im klassischen Zeitalter der Sommerfrische war die Gegend auch ein Refugium der Künstler. In den Werken der Schriftsteller Schnitzler, Hofmannsthal, Altenberg, Bahr, Salten, Werfel, Doderer und Musil, in den Kompositionen von Hugo Wolf, Gustav Mahler und Alban Berg und den Bildern von Kolo Moser und Gustav Jahn spiegeln sich die Landschaft und ihre Bewohner wider.

Um die Jahrhundertwende war der Semmering mit Ski- und Eislaufkonkurrenzen, der ersten Bobbahn und einer der ersten Sprungschanzen Österreichs auch ein Zentrum des internationalen Wintersports. Auch das erste Automobil-Bergrennen der Monarchie fand am Semmering statt. Ein steter Gästerückgang prägte im Tourismus die Jahrzehnte nach dem Ersten Weltkrieg. Die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg schienen dem Fremdenverkehr zwischen Semmering, Rax und Schneeberg endgültig den Todesstoß versetzt zu haben. Vom Glanz der Jahrhundertwende zeugten nur armselige Reste. Nach vielen vergeblichen Wiederbelebungsversuchen scheinen die Zauberberge im südlichen Niederösterreich in den vergangenen Jahren nun doch wieder zu dem zurückzufinden, was sie vor mehr als hundert Jahren waren: eine friedliche, stille Berglandschaft vor den Toren Wiens.“

Kategorie: 2. Weltkrieg

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