Nigeria: Und ewig währt die Ölpest

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arte Reportage vom Samstag 29. Januar 2011 um 18.15 Uhr – 10/10/11

Von Yann Le Gléau und Sébastien Mesquida – ARTE GEIE / What’s Up Productions — Frankreich 2011

Im Delta des Niger verseucht das Öl seit 50 Jahren Natur und Menschen — es ist eine der größten Umweltkatastrophen der Welt: Jedes Jahr fließen 180 000 Tonnen Rohöl in die Mangrovenwälder des Delta, das ist jedes Jahr soviel, wie 1989 aus dem havarierten Tanker Exxon-Valdez an die Küste Alaskas strömte. Die Natur stirbt, die Menschen verlieren ihre Existenzgrundlage und es droht ein bewaffneter Aufstand in der Region.

Wer also hat Schuld? Die Ökologen beschuldigen die Ölgesellschaften, deren mangelnde Sorgfalt bei der Förderung und dem Transport und den vielen „Zwischenfällen“.
Shell, Agip, Total, Chevron und die anderen aber sagen, dass der größte Teil der Öl-Leckagen durch Sabotageakte an den Pipelines überall im Delta ausgelöst würde.

Die Regierung aber schließt ihre Augen: Schließlich repräsentieren die Einnahmen aus der Ölförderung 80 Prozent der Staatseinnahmen — und auch dieser Profit hat die Politiker bis auf die Knochen korrumpiert.

Bewaffnete Gruppen fordern auf ihre Weise ihren Anteil und eine gerechtere Beteiligung an den Einnahmen: Kidnapping in Serie, Sabotageakte, bewaffnete Angriffe auf die Armee. Die Menschen, die im Delta leben, stehen zwischen allen Fronten. Alles, was sie vom Erdöl-Reichtum abbekommen, ist die Ölpest auf ihrem Land. Die Ölgesellschaften entschädigen die von der Ölpest betroffenen Dörfer, wenn überhaupt, nur mit marginalen Summen.

Das ist schon ein Kontrast zu den Ereignissen im Golf von Mexico: Immerhin zwangen die Regierung Obama und der internationale Druck BP 20 Milliarden Dollar für die Schäden zur Verfügung zu stellen. Afrika aber ist weit weg von den USA — das Delta des Niger liegt nicht in Louisiana. Das Erdöl schien die große Chance Nigerias zu sein — im Laufe der Jahre aber hat es sich von einem Segen in einen Fluch verwandelt.


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