Neustadt am Rübenberge statt NBA: Der Traum vom Profi-Basketball | Sportclub Story | NDR

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Wenn es mit der Karriere in der nordamerikanischen Profiliga NBA nicht recht klappen will, suchen viele Basketballer aus den USA ihr Glück jenseits des Atlantik. Doch Traum und Wirklichkeit trennen mitunter Welten, wie das Beispiel des 23 Jahre alten Brandon Roberts zeigt. Was ist geblieben vom Streben nach Geld, Ruhm und Ehre nach einem Jahr in Deutschland? Sind die Shooters aus dem niedersächsischen Neustadt am Rübenberge zu seinem Sprungbrett geworden?

So sieht sie wohl aus, die oft zitierte Kehrseite der Medaille. Ein gefeierter Star im Rampenlicht der Profiliga NBA ist Brandon Roberts (bislang) nur in seinen Träumen. „Für manche Leute bedeutet Basketball alles – und ich bin einer von ihnen“, sagt der 23-Jährige aus Alabama im Herzen der amerikanischen Südstaaten.

Als Hoffnungsträger haben ihn die Shooters aus Neustadt am Rübenberge verpflichtet. Ein „vernünftiger Point Guard“ (Trainer Allen Smith) musste es sein, der dem Regionalliga-Vizemeister nicht weniger als den Aufstieg in die Zweite Bundesliga garantieren sollte. Doch die Realität in der niedersächsischen 44.000-Einwohner-Provinz präsentierte sich anders. Ruhm und Ehre blieben im Abstiegskampf auf der Strecke; und bei einem monatlichen Salär von 900 Euro vorerst auch seine Idee: „Ich will vom Basketball leben – und zwar gut.“

Marvin Willoughby kennt die Enttäuschung, wenn es mit der großen Karriere in der NBA nicht so klappt wie bei seinem Freund Dirk Nowitzki. Auch er wollte auf den Spuren eines Michael Jordan, LeBron James oder Kobe Bryant wandeln. „Aber ich war technisch wohl nicht gut genug“, sagt der ehemalige deutsche Nationalspieler, der als Macher der Hamburg Towers reüssiert und mit diesen jüngst den Aufstieg in die Bundesliga feierte. In Las Vegas sucht er alljährlich bei der sogenannten „SummerLeague“ nach Talenten. Mal mit Erfolg: Beau Beech und Drew Barham stehen aktuell im Towers-Kader. Manchmal passt es aber nicht. Willoughby: „Du willst keinen Spieler, der sagt: Ich bin hier der Star, küsst meine Füße.“

Brandon Roberts sind derlei Allüren fremd. Er würde gerne bei den Towers spielen. Irgendwann vielleicht. Bei jedem Heimspiel füllen 3.400 Fans die Halle im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg, die Spieler sind gefeierte Stars. Für ihn reichte es nur für die Erste Regionalliga. Zu einem „Blind Date“ sozusagen, denn weder er noch die Shooters kannten sich, bevor ein Mittelsmann alles klargemacht hatte. „Er hat gesagt: Freu‘ dich nicht zu früh“, erzählt Roberts und ergänzt halb ernst und halb im Spaß: „Vielleicht finde ich hier ja meine Frau.“ Mit der Mutter seiner kleinen Tochter Giana ist er nicht mehr liiert. Und auch die Hoffnung, nach dem College Basketballprofi zu werden, hatte er eigentlich schon abgehakt. Bei der Arbeit im Baumarkt keimte der Traum aber wieder auf. Als ihm der sparsam dotierte Vertrag angeboten wurde, sagte er ohne lange zu überlegen zu.

„Für die NBA werden jedes Jahr nur 60 Nachwuchsspieler ausgesucht. Etwa 30 spielen dann direkt“, sagt Willoughby. Wer nicht zu dieser Elite gehört, bewirbt sich für Clubs in der ganzen Welt. „Wenn du nach Europa kommst, geht es immer darum, sich hochzuarbeiten“, sagt Roberts. Eine besondere Herausforderung angesichts seiner 1,78 Meter Körpergröße, was ihn zwischen den Riesen unter den Körben als Winzling erscheinen lässt. Aber auch der geniale Aufbauspieler John Stockton von den Utah Jazz, der im „Dream Team“ zweimal olympisches Gold in Barcelona 1992 und Atlanta 1996 geholt hat, war nur sieben Zentimeter größer.

„Ich bin hier auf einer Mission“, sagt Roberts. Klingt pathetisch, ist es aber kaum. Sein Weg ist eher steinig, führt nicht in die Hochburgen der Bundesliga, sondern in die Provinz nach Langenhagen, Stade oder Rendsburg. Keine Cheerleader, keine Besuchermassen wie in der NBA oder bei den College-Meisterschaften, die jedes Jahr mehr als 20 Millionen TV-Zuschauer verfolgen. Dafür aber hohe Ansprüche an die Basketball-Legionäre, die in einer Art Discountgeschäft Großes leisten sollen. Roberts trifft seinen US-Kollegen Pierce Cumpstone, der in derselben Liga für die Rendsburg Twisters spielt. „Ich will beweisen, dass ich die richtige Wahl war“, sagt der 25-Jährige aus Ohio. Dafür nimmt er einiges in Kauf. „Wenn du krank wirst oder dich verletzt, kann das Team dich zurück in die USA schicken.“ So was stehe in manchen Verträgen. „Die Amis müssen punkten“, heißt es auf der Fan-Tribüne.

„Für die meisten Spieler ist das Leben in Deutschland ein Kulturschock“, gibt Willoughby zu bedenken. „Am Ende geht es darum: Werden sie damit klarkommen?“ Brandon Roberts hatte noch nie seinen Bundesstaat verlassen – noch nicht einmal allein gelebt. In Neustadt verließ er nach ein paar Monaten die Spieler-WG und zog in eine kleine, spartanisch eingerichtete Wohnung. „Sie räumen nicht so gerne auf“, sagt er über seine Mitspieler. Für die Miete arbeitet er nebenher ein paar Stunden mehr als Trainer. Weniger Stress, dafür aber noch mehr allein. „Ich vermisse mein

Kategorie: NDR

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