Im Bann der grünen Götter (4/4) Die Ärzte der Kalifen

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„Das Studium der Medizin fiel mir sehr leicht, ich beendete es im Alter von 16 Jahren. Schon bald darauf war ich so anerkannt, dass zahlreiche berühmte Ärzte mich aufsuchten, um meinen Rat zu hören.“ Die Worte des persischen Arztphilosophen Avicenna (973 – 1037) klingen wie Donnerhall, sein legendäres Hauptwerk, der umfangreiche „Kanon der Medizin“ erhebt unverblümt den Anspruch, das gesamte medizinische Wissen des Hohen Mittelalters zusammenzufassen. Doch sind die Kenntnisse des großen Arztes, dem die Fürsten und Kalifen der ersten Jahrtausendwende vertrauten, für uns noch aktuell? Welche der von ihm gepriesenen Arzneipflanzen halten der Prüfung durch die moderne Wissenschaft stand? Der Würzburger Medizinhistoriker Johannes Mayer folgt Avicennas Spuren, besucht die Schauplätze seines Wirkens in Persien, dem heutigen Iran. Mayer geht es dabei um handfesten medizinischen Nutzen: Seit rund 20 Jahren durchforstet der Wissenschaftler uralte Handschriften nach vergessenem, verloren gegangenem Heilwissen. Die Rezepte der großen Ärzte der Weltgeschichte, davon ist er überzeugt, helfen heute ebenso gut wie vor Tausend Jahren, als die Menschen der Natur und ihren Geheimnissen noch näher waren: „Die Pflanzen, die im Mittelalter verschrieben wurden, wirken unverändert. Und mehr noch: Gerade jene Krankheiten, die die moderne Schulmedizin nicht in den Griff bekommt, viele chronische Erkrankungen und sogar die so genannten Zivilisationskrankheiten sind mit der Kräutermedizin besonders gut behandelbar.“ Hunderte von wertvollen Dokumenten hat Mayer bereits entdeckt, teils kaum leserliche Pergamente, teils prachtvolle Handschriften in vielen unterschiedlichen Sprachen. Doch die Jagd nach Avicennas Geheimwissen stellt den Würzburger vor eine besondere Herausforderung: Zwar wurde das Hauptwerk des „Fürsten der Ärzte“ schon im 12. Jahrhundert ins Lateinische übertragen, doch die Übersetzung enthält zahlreiche Rätsel, unerklärliche Widersprüche und offenkundige Fehler. Wie viel unschätzbares Heilwissen ging verloren, als die Mönche des Mittelalters in ihren düsteren Schreibstuben den arabischen Ursprungstext zu entziffern versuchten? Eine spannende Recherche, ein Wissenschaftskrimi, der Johannes Mayer aus dem Sicherheitstrakt der größten Klosterbibliothek der Welt in Österreich bis ins iranische Hochgebirge führt, zu den einstigen Wirkungsstätten Avicennas, an denen noch heute jene seltenen Arzneipflanzen wachsen, die im „Kanon der Medizin“ beschrieben sind. Unter Anleitung einiger der letzten Nomaden, denen die Kräuterkunde ihrer Ahnen noch mündlich überliefert ist, macht Johannes Mayer erstaunliche Funde, die nach seiner Rückkehr in die Heimat, bei der pharmakologischen Untersuchung im Labor, zu verblüffenden Ergebnissen führen.

Kategorie: Medizin

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