Alte Schätze neu entdeckt: Denkmalprojekte im Norden | die nordstory | NDR Doku

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Die Dömitzer Eisenbahnbrücke, ein Koloss, knapp 600 Meter lang, kommt aus dem Nichts. Für den Architekten Ralf Pohlmann ist sie ein Herzensprojekt, die Erfüllung eines Kindheitstraums. 1945 zerstört, soll er das denkmalgeschützte Objekt nun in eine Art Skywalk umwandeln. Alles gesteuert aus seinem Büro in Waddeweitz mitten im Wendland.

Denkmäler sind das Spezialgebiet des Architekten: Aus einem heruntergekommenen Haus in einem Rundlingsdorf soll er ein Heim für eine kleine Familie schaffen. Einen alten Kornspeicher aufpolieren. Die Zeit sitzt ihm dabei immer in Nacken. Denn viele seiner Objekte liegen im Naturschutzgebiet. Dadurch wird bestimmt, wann gearbeitet werden darf und wann nicht. Die nordstory zeigt, wie Ralf Pohlmann seine Denkmalprojekte angeht und was seinen Arbeitsplatz, das Wendland, für ihn so besonders macht.

Annett Ganswindt steigt mit einem großen Topf weißer Farbe auf die Leiter. Die alte Stuckdecke im Gang des Hotels muss neu gestrichen werden. Zur gleichen Zeit sucht Ehemann Peter im Hof nach den richtigen Schrauben für das neue Hotelschild. Und auch der alte Heizkessel muss weg. Allein die Suche nach dem originalen Farbton der Fassade des Anwesens im 18. Jahrhundert beschäftigt die neuen Besitzer wochenlang.

Die Auflagen von Denkmalschutz und Bauamt sind komplex. 2014 haben Annett und Peter Ganswindt das prächtige Anwesen unweit der Lübecker Altstadt gekauft. Es hat eine lange Geschichte: 1756 ließ sich Hieronymus Küsel, Erbe eines Jahrhundertvermögens und reichster Bürger der Stadt, eine Sommerresidenz bauen. Als er nach unvorsichtigen Geschäften völlig verarmte, wechselte das Schlösschen in den folgenden 260 Jahren oft den Besitzer. Die nordstory zeigt, wie die neuen Besitzer in ihrem kleinen Hotel mit zwölf Zimmern arbeiten und leben und sich für den Erhalt dieses Lübecker Schmuckstücks einsetzen.

Kaum einen Steinwurf von Hamburgs Zentrum entfernt liegt die Elbinsel Kaltehofe mit der Wasserkunst. Die alte Villa aus der Gründerzeit mit einem Museum, darum herum Wasserbecken mit jeweils zwei backsteinernen Schieberhäuschen, erscheinen wie eine märchenhafte Wunderwelt. Die mit Schilf überwachsenen Becken sind ein Vogelparadies. Dieser Ort beweist Hamburgs Fortschrittlichkeit und zeugt gleichzeitig von seiner kleinlichen Kaufmannshaltung: Denn der Senat bewilligte den Bau der Trinkwasserfilteranlage von Kaltehofe erst 1890, nachdem ein Jahr zuvor die Cholera ausgebrochen war. Erst aus der Notsituation heraus setzte der Senat um, was lange Jahre Planung bleiben musste, weil der kostspielige Ausbau des Rathauses der Stadt wichtiger war als hygienische Vorsorge.

Von 1893 bis 1990 hat Kaltehofe die Freie und Hansestadt mit sauberem, gefiltertem Trinkwasser aus 22 Becken versorgt. Seit 2011 vereint die Anlage Industriedenkmal und Naturschutz miteinander und ist zu einem Ausflugsziel geworden, das selbst unter Hamburgern noch als Geheimtipp gilt.

Das Haus in der Gleviner Straße 1 in Güstrow gehört seit Jahrhunderten zu den ersten Häusern am Platze. Seit gut einem Jahr wird es saniert, Bauträger und Eigentümer ist das Architekturbüro Schelfbauhütte Schwerin, Spezialist für jahrhundertealte Häuser und ökologische Sanierung. Viele Schätze sind im sogenannten Güstrower Giebelhaus freigelegt worden. Unter anderem Leinwände aus der Zeit der Renaissance, die als Tapeten dienten. Außerdem wertvolle Balken- und Deckenmalereien.

Wer sein Haus so ausstatten konnte, war sehr wohlhabend, so der Schweriner Bauforscher Tilo Schöfbeck. Er begibt sich mit der nordstory auf die Suche nach der Geschichte des Hauses, natürlich im markanten Giebelhaus selbst, aber auch im Stadtarchiv, mit Chronisten von Güstrow sowie mithilfe von Restauratoren und dem Architekten Ulrich Bunnemann, dem Chef des Architekturbüros Schelfbauhütte.

Schöfbeck erfährt, dass Russlands Zar Peter I. und Kurfürst August der Starke hier logierten und während des Großen Nordischen Krieges 1712 verhandelten. Aufgeschrieben hat dies ein damaliger Glasermeister, der auch Kämmerer war. Die nordstory begleitet den Baufortschritt in der Gleviner Straße 1, ist mit Mitarbeitern des Schweriner Landesamtes für Denkmalpflege unterwegs, begutachtet die alten Funde und schaut, ob das Haus wirklich planmäßig übergeben werden kann.

Weitere fleißige Bauherren gibt es hier: https://www.youtube.com/playlist?list=PLMJjvZqoYSrBF1qWgDcez6Bf8CSDbFAwP

Kategorie: NDR

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